Die etwa drei Pfund schwere Masse in Ihrem Kopf ist wahrscheinlich das komplizierteste Organ der Natur. Sie macht ungefähr zwei Prozent der Körpermasse aus, verbraucht aber etwa 20 Prozent der Körperenergie, also 9 bis 10mal soviel wie ein anderes Stück Ihres Körpers. (1)
Sie besteht aus mindestens 100 Milliarden Nervenzellen (= 100 000 000 000), von denen jede mit etwa 10.000 anderen Nervenzellen in Verbindung steht.
Daraus ergibt sich – nach der Formel von Shannon - eine Speicherkapazität Ihres Gehirns von 1 Billiarde Bit (= 1 000 000 000 000 000), also ca. 125 Billionen Byte.
Mit anderen Worten: Die Speicherkapazität in Ihrem Kopf entspricht dem Arbeitsspeicher von ungefähr 15.000 modernen PCs mit je 8 Giga-Byte RAM.
Sie sind in der Lage, sich erstaunliche Dinge zu merken: Wie es an Ihrem Urlaubsort aussah und wie Sie dorthinkommen, wie man einen Fahrkartenautomaten bedient, wie man ein Wiener Schnitzel zubereitet und Spaghetti verzehrt, …
Sie erkennen Klassenkameraden nach 20 Jahren auf der Straße wieder.
Sie hören das Wort „Kirsch“ und es fallen Ihnen vielleicht ein die Kirschen in Nachbars Garten, Kirschbaumblüte in Japan, vielleicht haben sie plötzlich Appetit auf Kirschwasser, oder denken an Omas Kommode in Kirschbaumfurnier.
Vera Birkenbihl machte allerdings einen Unterschied zwischen „Gehirnbesitzern“ und „Gehirnbenutzern“. Wir haben ein fantastisches Hirn anvertraut bekommen, aber eine Bedienungsanleitung war nicht mit dabei.
Wer sein Gehirn besser nutzen lernen möchte, findet z.B. Hilfestellung in Vera Birkenbihls immer noch lesenswertem Buch „Stroh im Kopf – Gebrauchsanleitung fürs Gehirn“ oder Gerald Hüthers "Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn."
Wer das Zusammenspiel der unterschiedlichen Hirnteile besser verstehen möchte, dem sei empfohlen ein Taschenbuch des New Yorker Neurologen Oliver Sacks: „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“.
Unser tolles Gehirn sieht auch noch hübsch aus, wie diese Fotostrecke bei Spiegel Online eindrucksvoll zeigt.
Lernen ist kein Problem der Hirnkapazität, sondern der Lernmethoden - vorausgesetzt, man steht nicht unter Dauerspannung ...
Unser Gehirn beginnt seine Tätigkeit mit erstem Nervenzellen-Wachstum etwa 8-9 Wochen nach der Zeugung und seine rege Aktivität begleitet unser ganzes Leben – mit einer einzigen Ausnahme:
Dauerstress kann dazu führen, dass das Nervenwachstum im Gehirn (das „Schalten neuer Synapsen“) aufhört. Überall, außer in der Amygdala, im “Angstzentrum“. Das bedeutet, dass ein Mensch im Zustand hoher Überlastung („Burnout“) zwar bereits Gelerntes abrufen kann, er kann allerdings nichts Neues mehr dazulernen.
Die gute Nachricht jedoch ist: dieser Zustand ist reversibel, umkehrbar. Schont man den Überlasteten für einen Zeitraum von ungefähr sechs Wochen, beginnen neue Schaltungen im Gehirn zu sprießen.
Diese Lernfähigkeit verlangsamt sich zwar im Lauf der Lebenszeit, bleibt aber lebenslang erhalten.
Es geht nicht darum, die Funktionsweise des Gehirns zu verstehen, sondern darum, es richtig zu benutzen, damit wir dort ankommen, wo wir hinwollen
„Man muß die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.“
- Albert Einstein -
In einem modernen Auto ist das gut umgesetzt. Obwohl moderne Fahrzeuge mittlerweile ungeheuer komplex sind in ihrem Zusammenwirken von unterschiedlichen Steuer- und Regelsystemen, Computersystemen und Beeinflussungssystemen, kann der Wagenlenker gelassen überall hin fahren, weil für ihn die im Hintergrund wirkende Komplexität durch vereinfachende Cockpitdarstellungen gebändigt wird. Die gewaltige Informationsverarbeitung im Untergrund braucht ihn nicht zu interessieren, wenn er sich ausreichend Wissen erworben hat, die Cockpit-Darstellungen (Geschwindigkeit, Tankanzeige, Kilometerzähler, Blinker, Licht) für seine Reisezwecke zu nutzen. Das geht einfach und ist entlastend,
Bei Ratschlägen für den Umgang mit Stress herrscht großer Möglichkeiten der Hirnleistungsfähigkeit jedoch noch „informeller Overkill“. Die Folge davon ist eine schmerzhafte, weitverbreitete Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit und Grundgefühle der Ratlosigkeit und des Ausgeliefertseins.
Wer dieses Problem lösen will, sollte etwas anders machen als bisher.
Mein Vorschlag ist: Den Begriff „Stress“ kritisch hinterfragen und ihn durch ein „Stressvermeidungs-Cockpit“ zu ersetzen, das – wie beim Auto – die Komplexität reduziert und Handlungsfähigkeit in Belastungssituationen ermöglicht.
„Stress-Vermeidungs-Cockpit - bessere Selbststeuerung trotz hoher Anforderungen“ (19 Seiten PDF plus Selbsteinschätzungsbogen, € 5)
(1) Drury, Stephen: Stepping Stones. The Making of Our Home World, Oxford, Oxford university press, 1999, S. 345