Seitdem man Menschen beim Denken zuschauen kann (durch Gehirn-Scans = bildgebende Verfahren, die Hirnaktivitäten messen und anzeigen), weiß man, dass unser rationales Denken, das in der Großhirnrinde verortet ist, mindestens 0,9 Sekunden braucht, um sich einzuschalten.

Gefühle brauchen nur 0,2 Sekunden, um sich in Hirn und Körper auf den Weg zu machen. Gefühle sind also deutlich schneller als unser "vernünftiger" bewusster  Verstand.
Unser bewusstes Denken ist stets - unterbewusst - emotional eingefärbt. Zwischen Gefühlsbeurteilung und bewusstem Denken bleibt eine "Abtastlücke" von 0,5 Sekunden Dauer, die zum Wohle des Klienten und zu seiner Selbsterkenntnis nutzbar ist, indem wir uns "Körperantworten" durch kinesiologische Muskeltests holen.

Daran hängen nun verschiedene, auch für unser Thema Stress hochinteressante Themen und wirksame Vorgehensweisen, die zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt werden sollen.

Mit Blick auf das Thema „Kinesiologische Muskeltests“ ergibt sich jedoch folgendes: unser Körper reagiert binnen 0,2 Sekunden, dann bleibt eine „Abtast-Lücke“ von 0,7 Sekunden, bis unser bewusster Verstand ggf. korrigierend eingreift.

Mit kinesiologischen Muskeltests kann dieses Zeitfenster genutzt werden, um Fragestellungen und Erkenntnisse, die unser schnelles Erstbewertungssystem betreffen, zu klären oder abzusichern. Das ist sehr hilfreich, wenn z.B. Mini-Traumatisierungen und Kränkungen einen Anteil am individuellen Stress­geschehen haben. Auch ermöglicht diese Vorgehensweise - in Kombination mit anderen Verfahren - eine schnelle Ersteinschätzung über den Energiehaushalt des so Getesteten (Erschöpfungszustand, Vorstufen zum Burnout).

Einziger Nachteil: man kann diese Muskeltests nicht am eigenen Leibe durchführen, sondern braucht eine – kinesiologisch kompetente und erfahrene – zweite Person, die diesen Muskeltest mit einem durchführt.

Buchempfehlung: John Diamond: Der Körper lügt nicht, Freiburg 1983